Eleganz & Stärke
Bei ihm ist jedes Schmuckstück ein Unikat: Jochen Pohl im Gespräch über Ideenfindung, darüber, was Köche mit Schmuckdesignern gemein haben, und auch über das Problem, keinen Lieblingsstein ausmachen zu können.
Raffinesse in Reduktion entsteht, wenn geradlinige Formen sich zurückhalten und dem Edelstein seinen großen Auftritt las- sen. Bei den Kreationen von Jochen Pohl wirkt der Stein fast, als sei er in seine Fassung gegossen worden, so harmonisch verbinden sich Stein und Edelmetall. Der Schmuckdesigner versteht es, die hochwertigsten Steine auf schönste Art und Weise zu verarbeiten: So elegant und klar, dass der Stein im Vordergrund steht und doch mit so viel Kraft und Aus- sage in der Form, dass ein Schmuckstück von ihm immer auch ein Statement an Stärke ist.


Herr Pohl, Sie sind in der Edelstein-Metropole Idar-Oberstein aufgewachsen.
Jochen Pohl: Ja, geboren und aufgewachsen bin ich in Idar-Oberstein. Die Berufswünsche Rennfahrer, Architekt und Koch führten mich zu der idealen Essenz all dieser Berufe und ich wurde Goldschmied. Nach der Lehre, ein paar schönen Gesellenjahren und dann der Meisterprüfung, gründete ich 1996 meine eigene Firma und entwickelte die erste Schmuckkollektion. Das erfüllt mich bis heute sehr und ich bin glücklich und dankbar für all das, was ich durch meinen Beruf sehen und auch erleben durfte.
Wie entstehen Ideen zu neuen Schmuckstücken?
Meine Ideen entwickeln sich durch die bewusste Auseinandersetzung beispielsweise mit Architektur, Musik oder der Natur.
Und wie entsteht daraus eine neue Kreation?
Ich probiere dieses Gefühl in Schmuck umzusetzen. Es begegnen mir Edelsteine, die in diese Atmosphäre, diese Stimmung passen. So entsteht das Design konstruktiv um den Edelstein. Die Art, Form und auch die Proportion spiegelt die gewünschte Aussage wider.
Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?
Ganz entscheidend bei der Entwicklung des Schmuckstücks ist für mich, wie es sich beim Tragen schließlich anfühlt. Es geht um Balance und Haptik.
Würden Sie uns die Geschichte hinter Ihrer aktuellen Kollektion verraten?
Zufälligerweise sah ich Aufnahmen von dem „Race of Gentlemen“, einer verrückten Veranstaltung in Wildwo- od, New Jersey: Alte Automobile und Motorräder, mit viel Patina, sehr rudimentär und ursprünglich. Diese Eindrücke habe ich in unserer neusten Kollektion aufgegriffen: Klassische Formen in Verbindung mit zum Teil original alten Diamanten.
Haben Sie einen Lieblingsstein?
Ich kaufe ausschließlich Edelsteine, die mich sowohl begeistern, als auch überzeugen. Wenn ich einen Lieblingsstein hätte, wäre ich froh, denn dann wäre meine Kollektion etwas kleiner!
Kann man einen Trend im Bereich der Edelsteine abzeichnen?
Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Für mich ist entschei- dend, ob der Stein unseren Ansprüchen entspricht und mir so gut gefällt, dass ich ihn einfach kaufen muss.
Nach welchen Kriterien suchen Sie Materialien aus und stellen sie zusammen?
Es ist eigentlich wie beim Kochen: Nur die besten Zutaten führen zu einem guten Ergebnis, zubereitet von Profis ihres Faches, mit Hingabe und Können. Bei einem Goldschmied ist das nicht anders und daran halte ich mich auch.

„Der Edelstein steht bei mir immer im Mittelpunkt.“
Folgt die Form dem Stein oder der Stein der Form?
Da der Edelstein bei mir immer im Mittelpunkt steht, folgt die Form dem Stein. Andererseits kaufe ich nur Edelsteine, deren Form mir gefällt. Also werde ich keinen feinen Edelstein kaufen, der zwar eine super Qualität hat, dessen Form mir aber nicht gefällt. Somit folgt der Edelstein dann doch auch irgendwie der Form des Schmuckstücks, das ich ja bereits im Kopf habe. Bei mir wird auch kein Stein in eine Form gezwängt, für die er nicht geschaffen ist - das würde mir weh tun und von wenig Respekt vor dem kostbaren Naturmaterial zeugen.
Jedes Schmuckstück von Ihnen ist ein Unikat.
Formal ähneln sich alle Stücke aus unserem Haus, da wir sehr klare Vorgaben haben. Im Detail ist jedes Schmuckstück jedoch anders. Allein durch das seltene und schwierig zu beschaffende Edelsteinmaterial und den großen Anteil der notwendigen Handarbeit der Edelsteinschleifer, Goldschmiede und Edelsteinfasser ist jedes unserer Stücke ein Unikat.
Welches Schmuckstück kauft eine Frau für sich und welches ein Mann für eine Frau?
Da wäre mir eine Antwort zu pauschal. Nebenbei fällt mir auf, dass wir es sehr häufig mit Paaren zu tun haben. Die Auswahl wird oft gemeinsam getroffen, was ich persönlich sehr schön finde.
Gibt es ein „zu groß“ bei Steinen?
Entscheidend, ob der Edelstein gefällt und zu jeman- dem passt, hängt nicht unbedingt von der Caratzahl ab. Der Stein sollte nicht so groß sein, dass er den Eindruck macht, er ginge mit der Kundin spazieren. Ich sage allerdings immer – und das sehe ich in keiner Weise unter einem kaufmännischen Aspekt – dass es bei einem Ring besser aussieht, er ist etwas zu groß dimensioniert als nur eine Spur zu klein. Leicht „oversized“ schmeichelt meist der Hand, zu klein kann dagegen unvorteilhaft wirken. Bei Ohr-, Arm- und Halsschmuck sehe ich es gerade umgekehrt. Am besten sollte die Dame es aber immer selber ausprobieren, eine gewisse Zeit auf sich wirken lassen, im großen Spiegel betrachten – und dem Juwelier Spliedt vertrauen.
Die Schmuckstücke von Jochen Pohl sind bald hier im Onlineshop erhältlich.

